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Freitag, 06. Juni 2025 Mediadaten
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v.l.: Stephan Szász (Künstlerische Leitung), Claudia Michelsen, Sennu Laine (Violoncello), Marina Grauman (Violine), Dmitrij Kapitelman und Sebastian Krunnies (Viola)

Ottbergen (TKu). Emotionale Zwischentöne im ausverkauften KuStall in Ottbergen: Das renommierte Literatur- und Musikfestival „Wege durch das Land“ machte erneut Station im Kreis Höxter und begeisterte 250 Besucherinnen und Besucher mit einem intensiven Abend über das vielschichtige Verhältnis zwischen Mutter und Kind. Unter dem programmatischen Titel „In manchen Belangen sind Mutter und Kind eben unverwandt“ standen zwei sehr unterschiedliche literarische Stimmen im Zentrum – verbunden durch das Thema familiärer Entfremdung und begleitet von einem hochkarätigen Streichtrio. Eröffnet wurde das Literaturfestival von Stephan Szász, dem künstlerischen Leiter von „Wege durchs Land“.

Mit seinem Roman „Russische Spezialitäten“ über Nähe und Brüche ist Autor Dmitrij Kapitelman mit seiner Lesung an diesem Abend gestartet. Dmitrij Kapitelman, selbst 1986 in Kyjiw geboren und als Kind nach Deutschland geflüchtet, las Passagen aus seinem aktuellen Roman „Russische Spezialitäten“. Darin verarbeitet er die Zerrissenheit eines Sohnes zwischen der Liebe zur Mutter und der politischen Realität eines Krieges, der Familien spaltet. Kapitelman erzählt autobiografisch von seiner Mutter, die in Leipzig einen Laden für slawische Feinkost betreibt – ein Ort, an dem einst osteuropäische Verbundenheit herrschte. Doch seit dem russischen Überfall auf die Ukraine steht die Mutter plötzlich auf der Seite Putins. Der Sohn, der seine Herkunft, Sprache und Mutter über alles liebt, sieht sich gezwungen, in die Ukraine zurückzukehren – um zu verstehen, zu kämpfen, zu retten. Die Sprache Kapitelmans ist zart und anklagend zugleich, sein Humor bleibt selbst im Schmerz scharf. „Problematische Verhältnisse zu Müttern sind eine große Sache“, sagt der Autor, und genau das macht sein Buch zu einer bewegenden literarischen Auseinandersetzung mit Identität, Entwurzelung und bedingungsloser Liebe. Nicht weniger eindrucksvoll war die Lesung von Claudia Michelsen, bekannt aus dem „Polizeiruf 110“ und vielfach preisgekrönt. Mit eindringlicher Stimme trug sie die Novelle „Der Ball“ von Irène Némirovsky vor – ein Klassiker über den Machtkampf zwischen Mutter und Tochter im Paris der 1920er-Jahre. In psychologisch dichter Sprache schildert Némirovsky in dem Buch, wie die pubertierende Antoinette ihre Mutter demütigt, indem sie deren sehnlich erwarteten Ball sabotiert und dabei feststellt, wie sehr sie ihr selbst ähnelt. Michelsens Lesung war mehr als Vortrag, sie war ein Schauspiel der leisen Zwischentöne, ein Porträt innerer Kämpfe, das dem Publikum unter die Haut ging.

Musik als emotionale Übersetzerin: Zwischen den Texten sorgten die Musiker Marina Grauman (Violine)Sennu Laine (Violoncello) und Sebastian Krunnies (Viola) für berührende musikalische Intermezzi. Mit Werken von Ludwig van Beethoven und Gideon Klein, letzterer ein im Konzentrationslager Theresienstadt ermordeter Komponist, setzten sie kraftvolle Akzente, die die emotionalen Tiefen der gelesenen Texte sensibel unterstrichen. Es war ein Abend voller Dissonanzen und neuer Verbindungen: Der Abend im ausverkauften KuStall war kein einfacher. Zu schwer wogen die Themen: Exil, Krieg, Familie, Verrat und Hoffnung. Doch genau diese Spannung ist es, die „Wege durch das Land“ jedes Jahr aufs Neue so besonders macht. Der Dialog zwischen Literatur, Musik und Zeitgeschichte wurde hier zu einem künstlerischen Gesamterlebnis, das die Besucher lange begleiten dürfte. „Wenn es nachklingt, nachdenklich macht und Perspektiven weitet, dann hat es sein Ziel erreicht. Ottbergen war dafür einmal mehr der perfekte Ort“, meinte eine Besucherin.

Fotos: Thomas Kube

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